Schule und Bildung

An seine Schulzeit hat jeder Mensch Erinnerungen. Die Schule selbst aber auch das Erleben im schulischen Umfeld bleiben ein Teil des Lebens und der Persönlichkeit – Freundschaften werden geschlossen, bleiben oder gehen, Niederlagen sind zu bewältigen, Erfolge werden gefeiert, Vieles wird ausprobiert und neue Wege werden gegangen.

Wenn ich die heutigen Herausforderungen in den Schulen sehe, denke ich, dass meine Schulzeit noch sehr überschaubar und einfach war. Schule wandelt sich und in seiner Verantwortung und im Rahmen aller Möglichkeiten muss der Schulträger die besten Rahmenbedingungen für ein gutes schulisches Umfeld schaffen.

Die Zuständigkeit für Bildung findet sich beim Landkreis in verschiedenen Bereichen. Der Landkreis ist Träger der acht weiterführenden Schulen im Wendland. Und der Kreis fördert Bildungsbiografien der Menschen von der frühkindlichen Bildung bis hin zum lebenslangen Lernen.

Es wurde in meiner Verantwortung eine integrierte Sozialplanung unter der Überschrift „Bildung und Ausbildung sind die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“ entwickelt. Nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Menschenwürde, sondern auch mit dem Ziel, dass jeder junge Mensch ganz oder zum Teil seinen Lebensunterhalt selbst verdient. Dadurch sind diese nicht auf die sozialen Sicherungssysteme des Landkreises angewiesen. Um das zu erreichen, bedarf es guter Übergänge in den Bildungssystemen und entsprechende Anschlüsse und Abschlüsse.

Im Bereich der frühkindlichen Bildung gibt es in den Kindertagesstätten und auch in den Krippen seit längerer Zeit eine Entwicklung zum frühkindlichen Lernort. Der Übergang von der Kita in die Grundschule ist ein entscheidender Punkt für die weitere schulische Entwicklung. Daher wird gemeinsam mit Kita- und Grundschulleitungen an der Gestaltung dieser Übergänge gearbeitet und es werden mit und in den Kitas Förderkonzepte erarbeitet, um allen Kindern einen guten Start in der Grundschule zu ermöglichen.

Die Grundschulen sind dafür im besten Fall Teile von Lernlandschaften mit engen Bezügen zur Kita und dem Lebensraum im Ort (Senioreneinrichtungen, Feuerwehr, Vereine…).

Auch für die weiterführenden Schulen haben sich sogenannte Campus-Konzepte bewährt. Vor etlichen Jahren wurde von mir gemeinsam mit Partnern von sozialen Organisationen die Idee für den Schulcampus Lüchow entwickelt. Gemeinsam mit den Schulen wurde ein Gesamtkonzept für die Bau-, Außenraum- und Verkehrsstruktur erarbeitet. Dieses wird bis heute - je nach verfügbaren Mitteln - kontinuierlich umgesetzt. Gleiches ist in Gartow erfolgt und auch in Dannenberg wird nach einem intensiven Planungsprozess an entsprechenden Konzepten gearbeitet.
Leider kann der Landkreis nicht alle Maßnahmen mit eigenen Mitteln finanzieren, aber die vorhandenen Pläne ermöglichen umgehende Antragstellungen sobald es Förderprogramme gibt.

Die Berufsbildenden Schulen in Lüchow haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und den erforderlichen Bedarfen angepasst. Mit der Einführung des Schwerpunktes Sozialpädagogik wird dem zunehmenden Fachkräftebedarf Rechnung getragen. Auch wurde die Werkerausbildung eingeführt, eine praxisnahe Ausbildung mit weniger Theorie, von der vor allem örtliche Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft profitieren. Und mit einer hohen Landesförderung konnte ein Pilotprojekt Robotik umgesetzt und damit Zukunftstechnologie in die Ausbildung eingebunden werden.

Insgesamt braucht es bei den Schulen ein noch intensiveres Werben für duale Ausbildungsgänge und engere Kooperationen mit den Betrieben.
Im Sinne eines weiten Bildungsbegriffes sind neben der Musikschule und der Kreisvolkshochschule mit den Angeboten für lebenslanges Lernen auch zunehmend außerschulische Lernorte von besonderer Bedeutung. Es muss zukünftig darüber nachgedacht werden, wie eigentlich die Lernorte der Zukunft gestaltet werden müssen.

Schule ist nicht mehr nur Lernort, sondern auch Lebensort, der Ort sozialer Begegnungen und Freundschaften. Daraus ergibt sich die Frage, welche Kompetenzen zur Bewältigung der gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen heute und zukünftig gebraucht werden, um Kinder entsprechend auf ihren Lebensweg vorzubereiten und sie in ihrem Lernprozess zu begleiten.

Ich denke, es braucht eine grundlegende Bildungsreform unter der Überschrift „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Das beinhaltet nicht nur die Vermittlung von entsprechendem Wissen, sondern auch die Befähigung, sich mit den komplexen Fragestellungen auseinander zu setzen, Stellung zu beziehen und sich einzubringen. Es geht um Grundhaltungen, wie wir miteinander und mit anderen Lebewesen, mit unserer Umwelt umgehen.
Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Problemlösungskompetenz und Empathie werden nach meiner Auffassung zunehmend mehr Bedeutung bekommen.

Ihre Lebenslagen bringen die Kinder auch jeden Tag mit in die Schule. Soziale Arbeit in der Schule und die Verbindung der sozialen Dienste mit den Schulen haben sich als ein notwendiges Erfolgsmodell etabliert. Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte zu den Themenfeldern der Jugendhilfe wurden seit 2016 angeboten und waren immer gut besucht.

Als Landrätin werde ich diese erfolgreiche Arbeit mit meinen Erfahrungen aus dem Fachdienst Jugend-Familie-Bildung auch in den kommenden Jahren fortsetzen und weiter entwickeln.

10.05.2021

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